Des Lebens Überfluß


beginnt für mich, den Betriebsleiter des Biologischen Obstanbaus Donnbronn, mit einem mannigfachen, üppigen Bodenleben, das sich als gesundes, Fruchtbarkeit spendendes Gewimmel von lebendigen Organismen im mikroskopischen Bereich unter der Erdoberfläche abspielt.


Bodenfruchtbarkeit heißt das Zauberwort, das als Kennzeichen für den auf dem Betrieb praktizierten organisch-biologischen Obstbau steht. In Anlehnung an den gleichnamigen Buchtitel des wissenschaftlichen Werkes von Dr. Hans Peter Rusch, dem Mitbegründer des organisch-biologischen Landbaus nach Müller und Rusch, unter deren Ideen von einem gesunden, fruchtbaren Bodenleben und einer unabhängigen Landwirtschaft sich in den 60er Jahren immer mehr Landwirte zusammenschlossen, bis daraus schließlich der Bioland-Verband hervorging, heute einer der größten Verbände für biologischen Landbau.


Auch für mich stand von Beginn an fest, als ich die Pflege der Streuobstwiesen übernahm und den Obstbau zunächst als Hobby betrachtete, daß diese Obstwiesen nur im Einklang mit der Natur bewirtschaftet werden sollten, ohne chemische Pflanzenschutzmittel und ohne Kunstdünger. Die Basis einer solchen Wirtschaftsweise ist nach der Grundidee des biologischen Landbaus, wie ihn die Richtlinien von Bioland vorschreiben, ein gesunder Boden mit einem unzähligen, vielschichtigen Bodenleben aus Käfern, Würmern und Mikroorganismen, die für eine dauerhafte Bodenfruchtbarkeit sorgen.
Einen solchen gesunden Boden aufzubauen ist ein Ziel auf dem Erwerbsobstbaubetrieb, zu dem sich der Hobby-Obstbau inzwischen gemausert hat, denn zu den Streuobstwiesen sind noch moderne Obstanlagen mit schwach wachsenden, klein bleibenden Obstbäumen hinzugekommen.
Und der Ausbau des Betriebes ist in vollem Gange. Fast die Hälfte der heutigen Fläche muß noch mit Obstbäumen bepflanzt werden.
Dies soll Schritt für Schritt in den nächsten Jahren erfolgen, wobei ein zweites, wichtiges Ziel erreicht werden soll, nämlich eine Obstvielfalt aus alten und neuen, einheimischen und in unser Klima passenden Sorten anzubauen.
Dabei spielt die Berücksichtigung des jahreszeitlichen Verlaufes eine wichtige Rolle. Ein Herbstapfel z. B. soll nicht mit viel Energieaufwand bis zum Frühjahr gelagert, sondern im Herbst vermarktet und gegessen werden.
Denn es gibt auch Apfelsorten, die im Naturlager von ganz alleine bis in den Juni saftig und knackig bleiben. Auch Erdbeeren und Kirschen gibt es nur einmal im Jahr, wenn die Natur für die natürliche Reife der Früchte sorgt.
Aber es gibt eben noch viele andere Obstsorten, die im steten Wechsel für eine ständige Versorgung mit frischem Obst aus der Region das ganze Jahr über sorgen. Und solch eine Sortenvielfalt ist eine viel größere Bereicherung, als das ganze Jahr hindurch immer nur eine Sorte Obst zu haben.
Damit diese Ziele verwirklicht werden können bedarf es der Überzeugung für die biologische Wirtschaftsweise, für ein naturnahes Denken. Man muß einfach ständig der Natur auf die Finger schauen, von ihr lernen, was sie uns vormacht, und die eigene Arbeit danach orientieren. Dann finden sich die besten Methoden für die erfolgreiche Verwirklichung der Ziele von selbst. Natuerlich fallen einem die Methoden nicht in den Schoss, es gilt stets neue Ideen zu entwickeln und in die Tat umzusetzen.
Schwachwachsende Monokultur-Anlagen finden sich nicht in der Natur, um ein Beispiel für Natur-Erkenntnisse zu geben, und sollten auch auf einem Bioobstbaubetrieb durch andere, ökologische Methoden ersetzt werden. Z. B. durch eine fruchttragende Hecke: Eine Mischpflanzung aus unterschiedlichen Obstgehölzen, die sich gegenseitig positiv beeinflussen und die für eine Vielzahl von Insekten und Kleinlebewesen einen Lebensraum bieten.


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